Freitag, 14. August 2015
Wilkommenskultur
Wir sind in den meisten Gegenden dieser Welt Fremde. Warum fällt es uns so schwer die Fremden hier zu akzeptieren? Es ist unbequem, weil diese Fremden nicht von hier sind. Wenn wir uns unter Unseresgleichen bewegen, müssen wir uns weniger anstrengen. Wir wissen, was für ein Verhalten uns erwartet und wenn jemand sich nicht so verhält, wie wir denken, dass er sich verhalten soll, sind wir aber so etwas von verärgert. Nicht das irgendjemand wegen dieser Verärgerung etwas sagen würde, aber immerhin. Bei Mitbürgern mit Migrationshintergrund sind wir unsicher. Ist er schon genügend assimiliert oder wird er am Ende versuchen, uns zu kochen und sind wir der Hauptgang bei der Essenseinladung...
Der Mensch ist ein Herdentier und wie bei allen anderen Herdentieren ist das, was zur eigenen Herde gehört gut und das, was nicht dazu gehört zunächst nicht so gut. Ich war eigentlich der Meinung, dass uns zivilisierte Menschen mehr auszeichnet als dieser primitive Trieb. Tut es auch: Auch die Letzten unter unseren Mitbürgern haben den Gebrauch des Feuers gemeistert. Leider benutzen sie es nicht um zusammen mit den neuen Mitbürgern um ein Feuer herum zu sitzen und Geschichten auszutauschen, ihnen vielleicht sogar zu erklären, was unsere Kultur ausmacht. Sie zündeln lieber. Und wo die Brandstifter sind, da fehlen auch diesmal nicht die Biedermänner, die sie vorantreiben und am Ende natürlich alles nicht gewollt haben. Die Organisation der Biedermänner zur Unterstützung der Neandertaler aufrechten Bürger, die im Schutze der Dunkelheit ihre Terroranschläge gegen die ärmsten der armen machen, ist die CDU/CSU. Unser aufrechter Bundesinnenminister fordert nicht die Vorratsdatenspeicherung oder die Verschärfung der Gesetze, wie sonst immer bei Anschlägen von hinterhältigen Terroristen. Er möchte den Flüchtlingen Leistungen streichen. Herr de Maizière möchte sichergehen, dass die ALG2-Bezieher und die prekär Beschäftigten ihren Ärger über ihre Lebensumstände nicht etwa auf die Leute richten, die sich die Taschen immer weiter füllen. Er möchte weiter dafür sorgen, dass die Armen und die noch Ärmeren sich miteinander um die künstlich knapp gehaltenen Ressourcen, die den unteren 10000 zugebilligt werden, streiten. Mir persönlich wäre ein Miteinander im Sinne von gemeinsamen Leben aber deutlich lieber.
Ich habe die letzten beiden Tage damit zugebracht, ein paar Neu- und nicht ganz so Neubürgern etwas über unsere Sprache und Kultur beizubringen. Ich habe nichts von Schillers Ode an die Freude erzählt (Alle Menschen werden Brüder; Sie erinnern sich vielleicht, Herr de Maizière?) oder von der Kraft der Sprache in Goethes Schriften. Nur wieder von den ganz alltäglichen Sachen: Wie die Mitglieder der näheren und weiteren Verwandtschaft genannt werden, was es bedeutet, wenn man einen Zahn zulegen soll und solche Sachen. Alltag in Deutschland eben. Und ich habe den Eindruck gewonnen, dass es ihnen umso besser gefällt, je besser sie es kennenlernen.
Peter

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