Dienstag, 11. August 2015
Der ganze Rest?
Haben Sie eigentlich Angst vor dem Tod?“ Eine überraschende Frage, auch wenn es gerade um Sprichwörter ging. Ein Teilnehmer in der "Deutsch als Fremdsprache"-Gruppe, die ich überraschend übernehmen musste, stellte mir diese Frage. Durch den kürzlichen Tod meines Vaters ist mit dieses Thema durchaus nahe. Deshalb zögerte ich nur kurz: „Nein“. Alle schauten mich überrascht an. „Ich freue mich nicht auf das Sterben, denn ich lebe gerne, aber der Tod ist nun mal ein Teil unseres Lebens. Wir bleiben eine Weile auf dieser Welt und machen dann Platz für das, was nach uns kommt!“ Überall ein zustimmendes Nicken. Ich habe ihren Respekt gewonnen. Die Frage kam von einem Mann, der Polizist im Irak gewesen war. Der sich mit dem Tod auskennt und sich vielleicht deshalb mit dem Thema beschäftigt. Aber auch andere aus der Gruppe haben schon viel Elend gesehen und sind deshalb mit dem Thema vertraut. Ich überlegte, warum sich in unserer westlichen Kultur eigentlich alle nur fürchten, wenn sie vom Tod hören. Man sollte sich dem Thema am besten über Gevatter Tod von Terry Pratchett (Friede seiner Seele) nähern. Der Tod als körperliche Erscheinung, der verzweifelt versucht, das Leben zu verstehen. Und in GROßBUCHSTABEN redet. Wer eines der Bücher von dem großartigen Pratchett gelesen hat, weiß, was ich meine. Der Gedanke, dass man am Ende nicht alleine ist, sondern dort jemand ist, der einen auf dem letzten Weg abholt, hat doch etwas Tröstliches. Aber letztlich ist der Tod eine Notwendigkeit. Das Leben ist ein Kreislauf von Werden und Vergehen. Unser Leben funktioniert nach diesem Prinzip. Deshalb ist die Angst vor dem Sterben auch so überflüssig. Egal, wie wir uns zu dieser Tatsache stellen, wird uns der Tod ereilen. Akzeptieren wir diese Wahrheit, wird unser Leben leichter, wir können es mehr genießen. Denn Inschallah, so Gott will, das Rad des Lebens, Schicksal oder Vorbestimmung; es war schon immer so, dass die Akzeptanz des Unvermeidlichen uns mehr Kraft und Zeit für das Leben gegeben haben. Deshalb sollte man den Tod nicht fürchten und darüber grübeln, sondern sich darauf konzentrieren, das Leben zu genießen. Zum Beispiel mit gutem Essen :-)

Das Sprichwort, das den Teilnehmern am besten gefallen hat und dessen Existenz in Deutschland sie überrascht hat, war: "Fremde sind Freunde, die man noch nicht kennt." Was sagt das eigentlich über uns aus?
Peter

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