Sonntag, 13. September 2015
Tag der Patrioten Nachlese
Nachdem ich nach der Demo viel zu fertig war, um viel zu schreiben, kommt hier eine Nachlese.
Am Anfang spielten auf dem Hachmannplatz zwei Kampfpoeten politische Lieder: Kobane, Kämpfer für die Freiheit und Moorsoldaten. Ich fühle mich gleich 35 Jahre jünger. Außer das die auf einem Handkarren Elektronik, Verstärker und Batterie haben und das ganze drahtlos übertragen wird. Fluch und Segen moderner Technik.
Viele St.Pauli Abzeichen, rote Fahnen von Gruppierungen die ich nicht alle kenne oder von denen ich nicht sicher war, dass es sie noch gibt. Ein bunt gemischtes Volk, auch wenn viele Schwarz tragen.
Auf dem Demonstrationszug läuft ein altes Ehepaar mit, er schiebt ihren Rollstuhl. Ein paar jugendliche sprechen sie an und ein Mädchen gibt ihm spontan einen herzhaften Schmatz auf die Wange, was ihm einen leicht amüsierten Blick seiner Frau einbringt.
Schön finde ich auch ein Transparent der „besorgten Antifas“
Die Kulturschaffenden Hamburgs möchten anscheinend auch lieber eine freie Gesellschaft.
Am Deutschen Schauspielhaus:

Am Ohnsorg-Theater


Der Zug durch die Stadt war ja friedlich und es war ja auch nicht warm, aber die Polizei hat vorsorglich Abkühlung bereitgestellt:

Auf dem Weg zum Gänsemarkt sprach mich eine Mutter mit Baby im Kinderwagen an. Sie war auf dem Rathausmarkt und die Veranstaltung war ihr deutlich zu Staatstragend. Ich bin ja auch lieber bei den Gewerkschaften, Ausländerinitiativen und Linken mitgelaufen. (Wer zum Henker marschiert eigentlich auf einer Demo der linken?)
Auf dem Weg zum Hauptbahnhof, den Balindamm hoch, eine Ansage aus einem Wasserwerfer: „Bitte gehen Sie auf dem Gehweg, die Straße ist für den Verkehr freigegeben.“ Der einzige, der die Straße richtig blockiert hat, war der Wasserwerfer. Da passte gerade noch ein Auto dran vorbei.
Mir taten die Polizisten insgesamt Leid. Es gab bestimmt angenehmere Plätze, an denen sie ihr Wochenende verbracht hätten. Auf der anderen Seite hätte es wohl bedeutend schlimmer ausgesehen, wenn der Tag der Patrioten wie geplant statt gefunden hätte. Dann hätten sich wieder beide Seiten versucht zu prügeln und die Polizei hätte in der Mitte gestanden. Auch wenn ich mit der Taktik der Polizeiführung meistens nicht einverstanden bin, finde ich diesen Hass, der bei vielen Autonomen kultiviert wird, falsch. Wie schon Tucholsky so richtig geschrieben hat, sollte man doch den Manne von seinem Amt trennen. Man kann Meinungen bekämpfen und muss nicht alles widerspruchslos hinnehmen. Aber auch in den Uniformen stecken Menschen. Behandeln wir sie bitte auch so.
Der Satz des Tages, immer wieder gerne vom Lauti gerufen und von der Menge aufgenommen:
„Say it loud, say it clear, refugees are welcome here“
Peter

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